Hallo,
hier nochmal eine kurze erläuterung vonm Goldfinger alias Sterndoktor.
Gruß Chris
Nochmal einiges grundsätzliches (was ich hier im Forum übrigens auch schon mehrmals erklärt habe):
Einmal reden wir hier NICHT über EIN-Bereichsöle, sondern eben über MEHR-Bereichsöle.
Z. B. "0W" oder "5W" ist die DYNAMISCHE Viskosität. Hierbei geht es darum, bis zu welcher Temperatur man den Motor überhaupt noch starten kann - das Öl nicht so zäh ist, dass der Anlasser den Motor kaum oder gar nicht mehr durchdrehen kann.
Bei einem "5W" darf es da bis minus 30°C noch keine Probleme geben = dynamische Visko darf bei minus 30°C MAX 6.600 mPas betragen und die "Grenzpumpentemperatur" bei minus 35°C nicht überschritten werden.
Und ein "0W" ist es, wenn das auch 5°C niedriger noch möglich ist - also der festgelegte MAX-Wert für die dyn. Visko bei minus 35°C und der "Grenzwert bei minus 40°C nicht überschritten wird.
Mehr sagt das über ein Öl NICHT aus!
Bei MEHR-Bereichsölen wird das Öl dann zusätzlich eben auch noch in eine Klasse OHNE "W" eingestuft - also ob SAE 20, 30, 40, 50 o. 60.
Um z. B. ein SAE 40 zu sein, muss die KINEMATISCHE Visko bei genau 100°C bei min. 12,5 mm²/s liegen, aber unterhalb von 16,3.
Z. B. "0W-40" bedeutet nichts anderes, als dass dieses Öl bei Kälte die Anforderungen der "0W"-Klasse erfüllt und bei 100°C eben die der SAE 40.
Mehr sagt auch das NICHT aus!
Dann gibt es in den ACEA-Normen zusätzl. noch einen Visko-Wert, der auch noch einzuhalten ist. Das ist die sog. HTHS-Visko. Das ist nichts anderes als die dynamische Viskosität, welche bei genau 150°C, einer festgelegten Drehzahl und einem genau definiertem Schmierspalt gemessen wird (hierbei wird der Widerstand gemessen, welchen das Öl bei den genau definierten Bedingungen eben leistet).
Das wurde urspünglich mal eingeführt, um zu sehen, ob die in den Mehrbereichsölen enthaltenen "VI-Verbesserer" auch im Betrieb eine Wirkung haben.
Und gilt da für die ACEA A3/B3, A3/B4 und auch die neue C3 eben nach wie vor min. 3,5 mPas - was alleine aber ebenfalls noch kein Maß für die tatsächliche Schmierfähigkeit bei höherer Drehzahl und höherer Öltempertur ist und schon gleich gar nicht, wie das ist, wenn das Öl länger im Motor war.
Ausserdem werden Motoren NIE für eine bestimmte Viskosität konstruiert, weil das eben auch gar nicht möglich ist.
Gibt kein Öl, welches bei jeder Temperatur die gleiche Visko hat, das ist nicht einmal annähernd der Fall. Selbst bei einem z. B. "0W-40er" ist die Viskosität noch sehr stark temperaturabhängig - nur halt nicht so arg, wie z. B. bei einem 15W-40.
Beispiel: Wie schon erwähnt liegt die kin. Visko bei 100°C bei einem SAE 40 irgendwo zw. 12,5 - 16,3 mm²/s - beim 0W-40er Mobil 1 übrigens bei genau 14. Bei z. b. 0°C liegt die aber bei gut 500 mm²/s. und bei z. B. 200°C (was z. B. an den Kolbenringen ganz normal ist) bei rund 6.
Selbst bei dem schwankt die kin. Visko zw. 0 u. 200°C also zwischen gut 500 u. rund 6 mm²/s! Wie sollte es jetzt also möglich sein, bzw. wie, wodurch genau sollte das überhaupt gehen, dass ein Motor auf eine ganz bestimmte Visko ausgelegt wäre?
Das einzige worum es dabei geht, ist, dass das Öl auch beim winterlichen Kalststart halt nicht viel zu zäh und gleichzeitig im Hochsommer bei "Volldampf" auf der AB nicht zu dünnflüssig sein soll.
Und das erfüllt ein "0W-40er" halt etwas besser, als eins mit "kleinerem" Visko-Bereich - da ist das dann eben noch dramatischer.
Beispiel typisches 15W-40er: Da liegt die kin. Visko bei 0°C halt sogar um 1.500 und bei 200°C nur noch bei rund 5.
Läßt sich bei Kälte halt noch unwilliger durch den Filter, die Ölkanäle und Bohrungen pumpen und verteilt sich noch unwilliger über die Zylinderlaufflächen. Und ist "oben raus" dabei sogar etwas weniger stabil. Ausserdem auch nicht so scherstabil, alterungsstabil und auch nicht so temperaturstabil - hier beginnen die ersten Verbindungen bereits bei um die 200°C zu zerfallen (beim 0W-40er Mobil 1 tut sich dagegen bis ca. 360°C noch überhaupt nichts).
Oder anders gesagt: Ist z. B. ein hochwertiges 0W-40er in ALLEN Punkten besser, als ein einfaches 15W-40er. Und ist das eben in einem älteren Motor ganz genauso, wie in einem ganz neuen!
Ging hier aber gar nicht um solche Extreme, sondern ob man z. B. statt irgendeinem 5W-40er (um welches es genau geht hat der Threaderöffner ja nicht verraten) auch das 0W-40er Mobil 1 verwenden kann.
Und da lautet die Anwort halt ebenfalls: Selbstverständlich, das ist in allen Punkten halt nochmal etwas besser - um sagen zu können wie genau, müßte man wissen, um welches Produkt es beim betr. 5W-40er genau geht - gibt da ja in jeder Visko-Klasse teils erhebliche Qualitäts-Unterschiede.
Die zum jeweiligen Zeitpunkt vorgeschriebenen Öl-Qualitäten sind MINDEST-Anforderungen - aus den zum Zeitpunkt vorhandenen.
Oder anders gesagt: Besser ist immer gut, nur schlechter als vorgeschrieben sollte halt nicht sein. Und nur weil ein Auto schon älter ist, muss man deshalb doch kein schlechtes Öl nehmen - und sollte man auch nicht, wenn der Motor noch möglichst lange einwandfrei laufen soll.
Gruß
PS: Und bitte zu diesem Thema nicht weiter falsches erzählen bzw. schreiben. Gibt da ja leider eh viel zu viele Leute, welche völligen Unsinn erzählen.